Ausgangspunkt ist die Frage, welche Chancen sich für Erwachsene, die Bildungsbenachteiligung erfahren haben, durch die Teilnahme an einem Basisbildungskurs tatsächlich eröffnen. Somit geht es um die pädagogische Frage nach der Sichtbarkeit von Lehren, Lernen und Bildung im erwachsenenpädagogischen Teilbereich der Basisbildung. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit steht der Mikrokosmos der Lehr-Lern-Situation. Innen liegende Befindlichkeiten, Handlungsbegründungen, Gefühle und Wahrnehmungen der Akteurinnen und Akteure im Lehr-Lern-Prozess sind rekonstruiert worden. Die Ergebnisse verweisen auf die Bedeutung der achtsamen Wahrnehmung der Voraussetzungen von bildungsbenachteiligten Erwachsenen und verdeutlichen damit die Verantwortung, die im Lehrhandeln in kompensatorischen Lehr-Lern-Prozessen übernommen wird. Die Teilnehmenden erfahren Stabilisierung und Stärkung durch die Entwicklung von innerer Sicherheit im Lernen. Sie können Ausschlusserfahrungen begleitet bewältigen und erleben dadurch eine Wiedergutmachung. Sie erfahren Lehren, eigenes Lernen und Bildung als positiv. Wenn lebensbegleitende Bildung für alle Realität sein/werden soll, müssen bei NichtBildungsbegünstigten entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu gehören im Kern die Erfahrung von Freude an gelingenden Lernprozessen und die professionell begleitete Entwicklung von Lernkompetenz im Prozess von Vermittlung und Aneignung – beides ist in Basisbildungskursen möglich. Im Ergebnis lässt sich in Form von begründeten Handlungsanweisungen zeigen, wie Bildung für Nicht-Bildungsbegünstige gestaltet sein muss, um entsprechende Potenziale zu eröffnen.
Monika Kastner, geboren 1975 in Bern, ist Bildungswissenschaftlerin, lehrt und forscht seit 2004 an der Universität Klagenfurt am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, Abteilung für Erwachsenen- und Berufsbildung, Habilitation 2010; Arbeitsschwerpunkte u.a.: Bildungsbenachteiligte Erwachsene, insbesondere Lehr-/Lernforschung und TeilnehmerInnenforschung; Evaluationsforschung/Qualität im Kontext lebensbegleitender Bildung; Analyse und Gestaltung des Zusammenhangs von Arbeit – Bildung – Lebenswelt; Grundausbildung in TZI – Themenzentrierte Interaktion, Seminarleiterin in der Erwachsenenbildung.