Aus dem Englischen übertragen von Helmuth A. Niederle.
Kenia gilt, wenn man die Kataloge der Reisebüros betrachtet, als sicheres Reiseland, das sich für den Abenteuerurlaub anbietet.
Dass dieses Bild der Werbung den gegebenen Verhältnissen gar nicht entspricht, belegen die Gedichte von Philo Ikonya, die Fragen stellen: Warum werden eigentlich die eingesperrt, die Korruption kritisieren und nicht diejenigen, die sich bestechen lassen und selbst bestechen? Warum wird den Frauen nicht mehr Partizipation an den gesellschaftspolitischen Entscheidungen zugestanden, sind es doch sie, die durch ihre Arbeitskraft und ihre Kreativität das Land überleben lassen. Aus den Texten von Philo Ikonya spricht die Empörung, dass Frauen missbraucht und getötet werden, dass ethnische Unterschiede geschickt für politische Machtspiele eingesetzt werden. Viele ihre Gedichte sind im Gefängnis entstanden. Sie wurden aufgezeichnet, als der Journalisten, Dichterin, Menschenrechtsaktivistin und Feministin Papier und Bleistift von inhaftierten Frauen geschenkt wurden. Ihre Gedicht sind nicht aus dem Hass und der Wut über ein Land entstanden, sondern aus Liebe zur Heimat: Menschen, die in Würde und Freiheit leben wollen, brauchen nicht Handschellen, sondern Liebe. Dass in den einzelnen Texten der Klang und der Rhythmus der Straßen gegenwärtig sind, versteht sich von selbst.
Philo Ikonya, geb. 1959 in einem Dorf unweit von Nairobi, studierte Linguistik und Literaturwissenschaft an der Universität Nairobi, bevor sie nach Spanien und Italien ging, um dort Spanisch, Pädagogik und Philosophie zu studieren. Danach kehrte sie in ihre Heimat zurück, arbeitete als freie Journalistin für die wichtigsten Zeitungen. Sie thematisierte die soziale Ungerechtigkeit,
die allgegenwärtige Korruption und den Machtmissbrauch der herrschenden Eliten. Mehrmals wurde sie deswegen verhaftet und misshandelt. Seit 2009 lebt sie auf Einladung des International Cities of Refuge Network (ICORN ) in Oslo im Exil