Ilse Aichinger (1921-2016) war eine Meisterin der Wortkunst. Von ihr lassen sich unter anderem diese Einsichten lernen: In der Sprache versprechen wir uns. Wir geben darin Versprechen ab und begehen Fehlleistungen in der Mitteilung. Wir stehen der Sprache gegenüber im Wort und sie uns gegenüber. Nur zu oft aber fühlen sich die Wörter uns ausgeliefert. Ähnlich kann es uns mit Parolen gehen, mit ideologischen Begriffen, die es zu unterminieren oder, mit ihrem späten Lieblingswort gesagt, zu „kontern“ gilt – und das im alltäglichen Sprechen ebenso wie in der Dichtung. Rüdiger Görner bietet in seinem Versuch Die versprochene Sprache eine Annäherung an diese bedeutende Schriftstellerin durch persönliche Erinnerungen und Reflexionen sowie Betrachtungen einzelner Werke und Motive. Rüdiger Görner, geb. 1957 in Rottweil am Neckar, lebt seit 1981 als Schriftsteller und Kritiker in London und lehrt Neuere deutsche und vergleichende Literatur an der Queen Mary University of London. Gründer des Ingeborg Bachmann Centre for Austrian Literature an der University of London. Rüdiger Görner ist Träger des Deutschen Sprachpreises (2012) und des Reimar Lüst-Preises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung für sein Lebenswerk (2015).