Einer macht sich auf in die große Stadt, sucht dort – und schon unterwegs dahin – seinen Weg: ein in der Literatur nicht unbekanntes Thema.
Auch Lars Steer ergeht es so, aber er unterläuft diese Erfahrung; als Begleiter von Stadttouristen und Irrläufer in eigener Sache gerät er zusehends in das Labyrinth seiner Erinnerungen, seines Ichs. Als Londoner City Guide oder eben‚ Cicerone (er meidet das verfängliche Wort Stadtführer), verläuft er sich in sich selbst, in widersprüchlichen Erfahrungen, etwa im Seichten sinnlicher Abgründe oder in den Scheinhöhen ambitionierter Gespräche, in Träumen und Illusionen, an denen er seine Wirklichkeit messen will. Das Ortsspektrum reicht, das „Grüne“ seines Charakters unterstreichend, von den grünen Auen seiner ländlichen Herkunftswelt bis nach Greenwich Village in New York und Greenwich (London), wo Humorvolles und Ungeahntes, Bedrohliches sich kreuzen. Lars Steer, ein Zeitgenosse (aber ohne Maske), der aus seiner Zeit zu fallen im Begriff ist.
Rüdiger Görner, geb 1957 in Rottweil am Neckar, lebt seit 1981 in London, unterrichtet Neuere deutsche und vergleichende Literatur. Das Lyrische ist der Sinnbereich seiner Arbeit, das Gedicht ein Ankerplatz. Rüdiger Görner ist Träger des Deutschen Sprachpreises (2012) und des Reimar Lüst-Preises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung für sein Lebenswerk (2015).