Kinder-Spiele

Zwei Medea-Variationen

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Erschienen: 2023

ISBN: 978-3-85409-954-3

192 Seiten

12,5 x 20,5 cm

Broschur

 19,80

Beschreibung

„Kinder-Spiele“ ist die zynische Bezeichnung für eine archaische Geschichte, die hier in zwei zeitgenössischen Variationen präsentiert wird: Medea, die unangepasste Person schlechthin, erscheint einmal in einer weiblichen, dann in einer männlichen Variante; auch die sie zerstörende Macht der pragmatischen gesellschaftlichen Vernunft taucht in einer totalitären und einer „liberalen“ Variante auf. In jedem Fall treibt diese gesellschaftliche Macht mit der Medea-Figur ein „Kinderspiel“ – einmal ist es das Versteckspiel, einmal die Reise nach Jerusalem -, das plötzlich zum Taumelspiel, zum gefährlichen Todesspiel wird. 

Das radikal Neue an diesem Text aber ist seine Form. Wie es zu Beginn heißt: „Die Zeit gereimter Gedichte ist vorbei. Es findet lediglich eine Konfrontation mit Fetzen statt. […] Einige der Fetzen sind Gedanken. Bewusst gewordene und unbewusst gebliebene. Dazwischen liegt der Gegenstand der Erzählung.“ Das macht diese Medea-Variationen zu einer völlig neuen Gattung zwischen Roman, Epos und Lyrik und führt zu einem gänzlich anderen Leseerlebnis, das den Leser/die Leserin selbst in den Strudel des Taumelspiels hineinreißt.

 

Michael Rössner, geboren 1953 in Wien, hat eine große Zukunft als literarischer Autor hinter sich: Österreichischer Förderungspreis für Literatur 1975, Einladung zum Bachmann-Preis-Lesen vor einer Jury mit Marcel Reich-Ranicki, Publikation eines ersten, später in den Kellern des Verlages vermoderten Romans („Gefangenschaft. Freiheit der Negation der Freiheit“) 1981. Danach Wechsel in eine akademische Karriere als Literatur- und Kulturwissenschaftler, Literaturübersetzer, nebenbei auch als Feuilletonist (Wiener Journal, profil). Seine literarischen Texte bleiben hingegen in der Schreibtischlade liegen und harren seitdem der Entdeckung. Dies ist ein solcher zu entdeckender Text.

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