Der Begriff des fuoco amico oder friendly fire drückt jene besondere Form der Ratlosigkeit aus, die nur bruchstückhaftes In-Worte-fassen zuläßt. In den Fragmenten gilt es nun vorsichtig Wurzeln zu schlagen.
Steht die Menschheit an der Schwelle, an der es zu entscheiden gilt, ob das intelligente Leben weitergeht oder unter irgendeinem Vorwand zugrunde geht? Diese Vorwände lassen sich religiös unterfüttern, aber auch ideologisch oder ökonomisch: dann heißen sie Sachzwänge.
Militärisch gesehen liegen die Ursachen für den Eigenbeschuss oft in der unzureichenden Identifizierung des Ziels aufgrund schlechter Sichtbedingungen (wie Dunkelheit oder Witterungseinflüssen), Kommunikationsproblemen (wie falsche Parolen), technisches oder menschliches Versagen. Wer vermag angesichts des permanenten medialen Overkills der Information, dem wir ausgesetzt sind, die Ziele auszumachen, die dringend angegangen werden müssen? Und vor allem, wo steht man selbst?
Anders gesagt: Macht der Overkill nicht diejenigen, die sich für Fachleute halten, und diejenigen, die zugeben, ganz einfach Laien zu sein, gleich? Erneut anders gesagt: Schafft dieser Overkill eine Demokratie der Ahnungslosen, die ohne es deutlich zu sagen, den Untergang herbeischwafelt?
Helmuth A. Niederle, geb. 1949, lebt in Wien und Streifing / Niederösterreich, veröffentlichte zahlreiche Bücher als Autor, Übersetzer und Herausgeber. Seit 2011 ist er Präsident des Österreichischen PEN.