Irreale Sexualitäten

Zur Geschichte von Sexualität, Körper und Gender in der europäischen Hexenverfolgung

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ISBN: 978-3-85409-537-8

300 Seiten

15,5 x 23,5 cm

Broschur

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 24,80

Beschreibung

Die Hexenverfolgungen der Neuzeit sind von der Geschichte europäischer Sexualitäten nicht zu trennen, sie standen im Mittelpunkt der Ausbildung der Hexen-Stereotype. Bisher gab es zu dieser essentiellen Thematik trotz umfangreicher Forschung zur Hexerei seit den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kaum Publikationen. Der vorliegende Band beschreibt die Sexualisierung der Hexenden, vom Kind bis zum Werwolf, vor allem aber der Frau als Hexe – jenem Geschlecht, welches nach Meinung der Dämonologen und Juristen vom Verfall an Teufel und Hexerei durch ihre angebliche sexuelle Konstitution als deutlich gefährdeter beschrieben wurde. Thematisiert werden einerseits irreale Sexualitäten wie die Buhlschaft mit dem Teufel, das Homagium (Afterkuss) oder die zauberische Impotenz, aber auch reale, die in Hexenprozessen zur Sprache kamen oder aber zu diesen führten. Dazu zählen illegitime Sexualitäten von Priestern oder Laien, Unzucht, Inzest, Homosexualität und sexualisierte Gewalt, sowie Ereignisse rund um Geburt, Schwangerschaft, Infantizid, Liebe oder unerwünschte Ehen. Erotisierten Sabbatvorstellungen am Hexentanzplatz, Prostitution, der Markierung der Frau als lustgetriebenes Wesen, genderspezifischen Differenzen, deren Ursachen und der Frage, ob die Hexenverfolgung eine »Frauenverfolgung« gewesen sei, wird ebenso nachgegangen wie die Behandlung des Körpers unter der Folter und dessen Markierung als Ort des Beweises und des Paktschlusses mit dem Satan, ebenso jene Sexualitäten, die in Hexenprozessen nicht zur Sprache kamen und weswegen. Dazu wurden vorrangig die Schriften Johannes Niders, Heinrich Kramers Hexenhammer oder »Malleus Maleficarum« von 1486, Peter von Binsfelds und Francesco Maria Guazzos erörtert. Sexuelle Akte zwischen Menschen und Dämonen, die man in der Antike als ehrenhaft für Personen bewertete, wurden im Laufe des Mittelalters verpönt, erzwungene Sexualakte (Satyrn) in freiwillige verwandelt, wobei die Autoren und Gerichtsleute die Beschreibung als schmerzhaft beibehielten. Untersucht wurde auch die bereits früh zu findende Behauptung, die Hexenverfolger wären einer »Sexualneurose« unterlagen.

Helga Pregesbauer, geboren 1977 in Zwettl/NÖ studierte Geschichte, Philosophie, Kultur– und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen bei Geschichte von Sexualitäten, Gender Studies, Hexerei, Kriminalitätsgeschichte, Folter. Schreibtätigkeit seit Erlernen der Schlingenschrift. Lebt zurzeit in Wien.

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