Zwei Freundinnen, die eine lebt in Wien, die andere in Brüssel, verbringen einen Tag in Ostende. Sie besuchen dort das Museum des Künstlers James Sidney Ensor, dessen Leben und Werk sie im Verlauf der folgenden Jahre nachspüren. Die beiden Frauen sind seit ihrem Studium der Theaterwissenschaften miteinander befreundet. So ist ihr Interesse an diesem vielseitigen Künstler James Ensor der malte und zeichnete, der schrieb und komponierte, folgerichtig. Sie reisen zu den Museen in denen seine Bilder hängen und besuchen die Orte, an denen er gelebt hat.
James Ensor wurde 1860 in eine politisch aufgeregte Zeit geboren. Der junge Staat Belgien musste seine Identität erst finden. Die Künstler reagierten auf die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche auf verschiedene Weise. James Ensor war einer der Rebellen in der Malerei, was ihm lange Zeit Ablehnung durch die etablierte Kunstszene und Schwierigkeiten an der Brüsseler Akademie brachte. Im höheren Alter war der Maler und Zeichner sehr erfolgreich. Beeinträchtigt wurde dieser Aufstieg allerdings durch die beiden Weltkriege und die zweimalige Besetzung Belgiens durch die deutsche Armee. Der Maler stirbt 1949 hochgeehrt.
In diesem Buch wird seine Lebens- und Arbeitsgeschichte erzählt. Konterkariert wird dieser Erfolgsbericht durch die Geschichte des viel jüngeren Franz Xaver Ecker, einem wegen seiner seelischen Probleme weniger erfolgreichen österreichischen Maler. Der spannende Weg der langen Recherche einerseits und der persönlichen Erinnerung der Autorin andererseits ist Teil des Erzählflusses.
Ruth Aspöck, geboren in Salzburg, aufgewachsen in Linz/Donau; Studium in Wien und Madrid. Um Forschungsarbeiten durchzuführen, war sie lange in Kuba, Mexiko und Paris. Sie war Lehrbeauftragte an den Universitäten Graz, Klagenfurt und Wien, später leitete sie einen Literaturverlag. Als Autorin publiziert sie seit Beginn der 1980er-Jahre und war lange Vizepräsidentin der GAV (Grazer Autoren Autorinnenversammlung).