Ruth Aspöck ist zwischen 2009 und 2011 Grillparzers Reisen
nachgefahren, um seine anschaulichen Aufzeichnungen mit jenen Eindrücken zu vergleichen, die man heute gewinnen kann. Sie fuhr manchmal allein, manchmal in Begleitung einer Freundin, eines Freundes.
Franz Grillparzer (1791 – 1872) machte Reisen innerhalb der österreichischen Monarchie, aber auch in die europäischen
Metropolen Paris, London, Konstantinopel, Athen, Rom,
Neapel und suchte Kontakte mit verschiedensten Persönlichkeiten, lernte die entsprechenden Sprachen so gut er konnte und bereitete sich sorgfältig vor. Die Reisen sind sehr unterschiedlich verlaufen: Die erste machte ein noch unsicherer junger Mann, die späteren der erfolgreiche Dichter, der seinen Wert kennt. Franz Grillparzer führte jeweils Tagebuch und schrieb Briefe, wobei nicht alles erhalten ist. Die Reiseaufzeichnungen zeigen ihn von einer sehr persönlichen Seite: Der karrierebewusste Netzwerker scheint recht zeitgemäß. Es besucht Dichterkollegen wie Goethe, Heine, Uhland, ist mit Musikern und Komponisten befreundet und ist bei Gesellschaften ein gerne gesehener Gast.
Jede dieser großen Reisen, jeweils im Abstand von mehreren Jahren durchgeführt und mit anderen Reisebegleitern, hat einen jeweils anderen Stellenwert in seinem Leben und in seinem Werk. Die Reisen selbst waren beschwerlicher als heute. Man reiste in Kutschen oder zu Schiff, wobei das Dampfschiff das damals neue und keineswegs schon übliche Verkehrsmittel war.
RUTH ASPÖCK, geboren in Salzburg, aufgewachsen in Linz/Donau und dort zur Schule gegangen; kam zum Studium nach Wien, wo sie heute lebt. Sie studierte auch in Madrid.
Um Forschungsarbeiten durchzuführen, war sie lange in Kuba, Mexico und Paris. Sie war Lehrbeauftragte an den Universitäten Graz, Klagenfurt und Wien, später leitete sie einen Literaturverlag. Als Autorin publiziert sie seit Beginn der 1980er Jahre und war lange Vizepräsidentin der GAV (Grazer AutorenAutorinnenversammlung).