Aus dem argentinischen Spanisch übersetzt von Erna Pfeiffer.
Das Sprunghafte, Zerrissene, prägt nicht nur die Struktur des Textes, sondern auch das Lebensgefühl der aus ihrem Umfeld gerissenen Figuren: politische Gefangene, Gefolterte, Exilierte. Risse gehen durch die polarisierte Gesellschaft Argentiniens, und so reißt auch der Erzählfaden immer wieder ab, wenn er bis zur Unerträglichkeit gespannt war.
In „259 Sprüngen“,setzt sich die argentinische Autorin Alicia Kozameh mit dem Thema Exil literarisch auseinander, einem Thema, das nur fragmentarisch zu erfassen ist. ‚Sprunghaftigkeit’ bedeutet im Zusammenhang dieses Romans sowohl das Nicht-Kontinuierliche der formalen Textgestaltung als auch die darin thematisch angerissene Zerrissenheit des entwurzelten Menschen, in diesem speziellen Fall der aus ihrem gewohnten Umfeld, aus ihrem politisch-sozialen Kontext herausgerissenen Frau.
Mit dem großen argentinischen Autor Julio Cortázar, ihrem Landsmann, der die Himmel-und-Hölle-Technik in die Literatur gebracht hat, hat Kozameh sicherlich das Faible für experimentelle Verfahren und gleichzeitiges politisches Engagement gemeinsam. Denn ihre Texte sind keine zweckfrei-formalen Spielereien im leeren Raum postmoderner Beliebigkeit, sondern Form ist hier an Inhalt, Aussage rückgebunden.
Alicia Kozameh, als Tochter einer jüdisch-arabischen Einwandererfamilie im argentinischen Rosario geboren. Bekannt wurde die argentinische Schriftstellerin vor allem für ihre literarische Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Ihre Romane und Erzählungen enthalten einerseits zahlreiche autobiographische Elemente und zeichnen sich auch durch innovative literarische Techniken aus. Ein weiteres Hauptthema in ihrem Werk sind Exil und Migration.