Heinz Steinert (1942–2011), Psychologe und Soziologe startete seine Laufbahn berufspraktisch, wissenschaftlich und politisch in der Sozialarbeit, beim Verein für Bewährungshilfe und soziale Jugendarbeit, heute Neustart. Den psychoanalytisch Ausgebildeten beschäftigte dort die Arbeitsmethodik in der Bewährungshilfe, den Soziologen die Bedeutung des institutionellen Settings für die Interaktion zwischen Sozialarbeiter*innen und Klientel. Politisch bewegten Steinert die gesellschaftlichen Voraussetzungen und die Möglichkeiten, Alternativen zu Gefängnis und Kriminalisierung zu forcieren. Seine Mitarbeit am SPÖ-Programm der Ära Kreisky trug dazu bei, dass diesem Programm die „Utopie einer gefängnisfreien Gesellschaft“ attestiert wurde. Durch den Einfluss von Elisabeth Schilder und Justizminister Christian Broda wurde 1973 das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriminalsoziologie (später Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie) etabliert und Steinert zu dessen Leiter bestellt. Diese Funktion behielt er bis zum Jahr 2000 bei, auch nachdem er 1978 an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main eine Professur erhielt. Gefängnisabolitionismus und die Kritik staatlichen Strafens waren bei Steinert eingebettet in die Analyse von sozialen Ausschließungsprozessen durch Patriarchat und Produktionsverhältnisse, im staatlichen Wohlfahrtssystem sowie in der Kulturproduktion. Sein Interesse galt allen Ansätzen, außerhalb und innerhalb von Institutionen, die sozialen Infrastrukturen für Konfliktregelung und die Ermöglichung eines guten eigenen Lebens zu befördern.
VERONIKA REIDINGER, Soziologin, Sozialarbeiterin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung (FH St. Pölten) und bei VICESSE, denkt gerne über bürokratische Zurichtungen und Alternativen zu Strafe und Strafvollzug nach.
JONATHAN KUFNER-EGER, Sozialarbeiter, Historiker, Soziologe, Mediator; Mitarbeiter im Tatausgleich und der Bewährungshilfe bei Neustart Wien sowie nebenberuflich Lehrender im BA Studiengang Soziale Arbeit der FH Campus Wien.
ARNO PILGRAM, PD Dr., Psychologe und Soziologe, Mitarbeiter, Stellvertreter und Nachfolger von Heinz Steinert am Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie in Wien. Er ist in kriminalpolitischen Initiativen engagiert und Autor zahlreicher Publikationen.
HELGA CREMER-SCHÄFER, Dr., Soziologin, ist pensionierte Professorin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, hat in mehreren Forschungsprojekten mit Heinz Steinert zusammengearbeitet.